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INTERVIEW MIT DEN GRÜNDERN

SASCHA VON DONAT UND KERSTIN WITTING

WAS WIR TUN. WER WIR. SIND. WIR WIR ARBEITEN. WORAN WIR GLAUBEN.

Häufig werden wir gefragt, warum wir tun, was wir tun. 
Für viele Menschen ist es nicht nachvollziehbar, warum wir mit so viel Begeisterung eine Sache verfolgen, die so wenig finanziellen Profit abwirft. Hier ein paar Antworten:

THEATER UND OPER MÜSSEN SPAß MACHEN

Kerstin Witting, Kaufmännische Leiterin

„Bei allen unseren Stücken geht es darum, die Zuschauer emotional zu berühren, sie durch Bilder und Musik in Stimmungen zu versetzen und sie mit uns Schönheit, Spannung, Dramatik, Melancholie und Freude erleben zu lassen. Das Schlimmste, was passieren kann ist, das Publikum zu langweilen und es emotional nicht oder wenig zu berühren.

 

Bei uns ist Musiktheater Spaß, Oper mal nicht so steif, Theater interaktiv. Wir zeigen Stücke, die musikalisch verführen und durch ihre Direktheit die Zuschauer in den Bann ziehen. Es ist uns wichtig, über den Rand des Orchestergrabens hinaus zu blicken, die Zuschauer mit einzubeziehen, Jung und Alt zu begeistern und mit einem facettenreichen Programm neue Publikumsschichten für das Theater zu gewinnen. Wir spielen sowohl an klassischen wie auch ungewöhnlichen Orten, vom Renaissancetheater bis zum Museum, Kirche, Flughafenhangar, Gasometer, Tiefgarage, eine Waldlichtung oder in einem Fabrikgebäude. Immer überlegen wir gemeinsam mit den Veranstaltern wie wir das Publikum am Besten begeistern können.“

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STÜCKE FÜR KINDER SIND EINE HERZENSANGELEGENHEIT

Sascha von Donat, Künstlerische Leitung

„Kinderstücke sind gerade im Aufwind. Viele Häuser haben in den letzten Jahren Theaterpädagogen eingestellt und glücklicherweise werden immer mehr Programminhalte für die kommenden Generationen umgesetzt.Oft kommt Gutes dabei heraus, aber manchmal werden Kindern leider auch Stücke angeboten, die sich - abgesehen vom Titel und der Gesamtlänge - nicht von Erwachsenenstücken unterscheiden.  Das führt meist dazu, dass nur Kinder in den Genuss dieser Bildung kommen, deren Eltern schon Musik- oder Theater-Liebhaber sind und diesem Genre gesellschaftlich eine Relevanz zusprechen.

 

Unser Anliegen ist, es, zielgruppengerecht Kinder auf unterhaltsame Weise an Theater als Solches heranzuführen bei sehr hoher Darbietungsqualität. Gerade Kinder, die zum aller ersten Mal (Musik-)Theater erleben, sollen eine positive Erfahrung machen. Das ist das Wichtigste. Und … kein Publikum ist kritischer als das Junge!“

LERNE VON DEINEN SCHÜLERN

Sascha von Donat, Künstlerische Leitung

„Um uns ständig weiter zu entwickeln und unsere Stücke kindgerecht weiter zu entwickeln, holen wir die Meinungen unserer jungen Zuschauer ein. Unsere Sänger stellen sich regelmäßig im Anschluss an die Vorstellungen den Fragen und Kritiken der jungen Zuschauer.

 

Ferner arbeiten wir regelmäßig mit Jugendlichen in sozialen Brennpunkten, mit Künstlern anderer Sparten und mit Menschen mit Behinderung, um uns weiter zu entwickeln. Wir tun dies gerne, vermitteln unser Wissen und lernen dabei eine Menge.

 

Andere Sichtweisen helfen uns einen realistischem Blick auf die Zukunft des Theaters zu werfen und den Bezug zur Wirklichkeit nicht zu verlieren.  Unsere "sozialen Projekte" haben für uns künstlerisch gesehen den gleichen Stellenwert wie alle anderen Produktionen.“
 

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DIE ABSAGE AN DIE U-MUSIK IN DER KLASSIK IST NICHT MEHR ZEITGEMÄß

Kerstin Witting, Kaufmännische Leiterin

„Hier geht es um eine zeitgemäße Vermischung von E-Musik (Ernster Musik) und U-Musik (Unterhaltungsmusik). Die Grenze zwischen den beiden Musikarten Unterhaltungsmusik und Ernster Musik ist fließend und nicht genau zu bestimmen. Nur bei der GEMA-Abrechnung wird exakt zwischen beiden Musikarten unterschieden. Die Merkmale dieser Trennung sind aber umstritten.

 

Theater und Oper brauchen nicht zur Comedy zu verkommen, aber sie müssen sich der Schnelllebigkeit der Gesellschaft und den veränderten Sehgewohnheiten anpassen. Auch musikalisch müssen sie sich verändern. Es ist uns wichtig, dass unsere Kinderstücke eingängige Melodien enthalten, die als Ohrwürmer hängen bleiben. Wenn Kinder uns nach den Vorstellungen fragen, ob sie eine CD von der Musik bekommen können, ist das für uns der Beweis, dass wir etwas richtig gemacht haben.

 

Wir sind überzeugt: Eine gesunde Mischung aus Tradition und Moderne, aus Klassik und Unterhaltung, aus E – Musik und U-Musik ist angemessen. Menschen, die behaupten, dass eingängige Melodien und moderne Oper im Widerspruch stehen, können wir mit unserer Arbeit den Gegenbeweis liefern.“
 

DER KUNST WURDE DER KRIEG ERKLÄRT: WIR LASSEN UNS DAS NICHT GEFALLEN

Sascha von Donat, Künstlerische Leitung

„Immer mehr Städte und Kommunen kürzen Ihre Haushalte in der Art, dass sich die Produktionen finanziell selbst tragen müssen oder stellen Ihre Theater zur Verfügung in dem sie Ensembles eine 70:30-Regelung anbieten, bei der die Einnahmen entsprechend geteilt werden. 


Diese Regelungen sind für Marionettentheater und überschaubare Kammerspielproduktionen reizvoll. Für aufwendigere Produktionen bedeutet dies den Todesstoß. Bei einer Produktion wie z.B. "Die Kleine Zauberflöte" bezahlt man ein Ensemble von 10 Personen und hat inkl. Transportkosten für Bühnenbild und Ensemble und einer Umlage von den Entstehungskosten Fixkosten in nicht unerheblicher Höhe. Dieser Betrag lässt sich nicht auf die Eintrittskarten von Kindern umlegen. Bei großen Produktionen mit Orchester ist es durch den erheblichen Personenaufwand finanziell gesehen nicht anders.

 
Musiktheater ist unweigerlich ohne Subventionen nicht möglich. Die Kulturpolitik vieler Regionen führen aber dazu, dass insbesondere Kinder-Stücke mit mehr als 3 Personen nicht mehr eingekauft werden können.  Dies führt dazu, dass Kindern ein wichtiger Bestandteil der Kultur vorenthalten wird. Dies ist ein Zustand, der nicht hinnehmbar ist und gemeinsam mit den Theatern versuchen wir zu verhindern, dass Vielfalt und Qualität nicht vom Alter der Zuschauer abhängig gemacht wird."

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DAS BILDUNGSBÜRGERTUM STIRBT UND MIT IHM DIE OPER

Sascha von Donat, Künstlerische Leitung

„Oper ist sowohl von der Musik her als auch von den Inhalten ein wichtiger Teil unserer Kultur, unseres Allgemeinwissens und somit unserer Bildung. In gewisser Weise ist die Oper ein Museum für Musiktheater und das mit allen Vor- und Nachteilen. Merkwürdigerweise wird Museen selten ihre Existenzberechtigung abgesprochen. Beim Theatern und Opernhäusern geschieht das hingegen regelmäßig. Das Wort "Bildungsbürger" ist inzwischen negativ behaftet - und das obwohl sich niemand öffentlich für die Förderung der Verblödung unserer Gesellschaft ausspricht.

 

Eine Musik-Professorin für den Studiengang klassische Musik befragte kürzlich ihre angehenden Erstsemesterstudenten, ihr den Namen einer Mozart-Oper zu nennen. Nur 3 % der Schüler waren dazu im Stande. Uns erschrickt es wenn Menschen den Trojanischen Krieg nur durch einen Brat-Pitt-Film kennen, den Unterschied zwischen der Musik von Richard und Johann Strauß unbekannt ist und nicht einmal den Titel einer einzigen Verdioper benennen können. In diese Richtung bewegt sich die Gesellschaft und dem gilt es, sich entgegen zu setzen.“
 

REPRODUKTION VERHINDERT KREATIVITÄT

Sascha von Donat, Künstlerische Leitung

„Unsere Künstler sollen und wollen bewusst Risiken eingehen. Wenn es die Möglichkeit gibt, den sicheren Weg zu gehen oder etwas Neues zu wagen, entscheiden wir uns in der Regel für letztere Option. Nur so ist Kunst lebendig und das Spiel interessant. Die Reproduktion von Althergebrachtem ist uninteressant und je mehr Routine in der Darstellung entsteht, desto weniger Kreativität ist auf der Bühne zu sehen. Darum versuchen wir stets, neue Stoffe zu entwickeln oder bekannte Opern zu bearbeiten. Beispielsweise bei der Carmen, hätten wir es nicht interessant gefunden, das Geschehen in ein Großraumbüro zu verlagern. Die Musik jedoch mit Flamenco zu mischen und das Orchester auf die Bühne zu holen, so dass die Musiker in Messerstechereien verwickelt sind und nachts im Liegen ihre Instrumente spielen - da begann die Produktion für uns spannend zu werden...“

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KEINE DUMPINGPREISE BEI DEN KÜNSTLERGAGEN

Kerstin Witting, Kaufmännische Leiterin

„Wir zahlen unseren Künstlern eine faire Mindestgage. Davon werden wir nicht abrücken. Im Gegenteil: Wir arbeiten daran, diese Gage zu erhöhen. Wenn man den Zeitaufwand bedenkt, der mit dem Tourneebetrieb verbunden ist und die Probenzeit bedenkt, bedeutet das aber auch bei uns de facto, dass jeder Sänger weniger verdient als z.B. Kassierer bei Billigdiscountern. Insofern schämt sich die Opernwerkstatt am Rhein für ihre Gagen. Trotzdem ist das, was wir bezahlen mehr als das, was die meisten anderen unsubventionierten Opernensembles und Off-Theater ihren Künstlern zahlen. Wir bitten Theater mit Gastspielbetrieb und die Verantwortlichen, die Fördermittel vergeben auf die Höhe der Künstlergagen zu achten, damit der Dumpingpreispolitik vieler Ensembleleiter Einhalt geboten wird.“

INKLUSION UND SO...

Kerstin Witting, Kaufmännische Leiterin

„Ja, bei uns arbeiten Menschen aller Couleur und aller Nationalitäten … Menschen mit und ohne Behinderung, mit und ohne Migrationshintergrund und mit diversen sexuellen Orientierungen.

 

Was bei uns zählt, ist die Liebe zum Theater und natürlich das künstlerische Gesamtergebnis. Und gerade diese bunte Mischung macht begeistert unser Publikum. Alles andere ist Nebensache.“

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